Kaum eine Kaffeeseele kann sich dem Zauber entziehen, der dem Blubbern und Gurgeln einer Filterkaffeemaschine innewohnt. Es ist diese gemächliche Langsamkeit, die sich der Kaffee Tropfen um Tropfen herausnimmt und auf duftende Art ein Gefühl von Entschleunigung schenkt. Diese Romantik ist jedoch mit einem Schlag weggepustet, wenn die Maschine ihren Job nicht gut erledigt. Doch wie erkenne ich, welche Maschine das Zeug zu gutem Kaffee hat? Unsere Checkliste hilft Ihnen, beim Kauf einer Filterkaffeemaschine die richtige Wahl zu treffen oder Ihre Maschine zu Hause einer eingehenden Prüfung zu unterziehen.

 

Filterkaffeemaschinen lieferten aufgrund unausgereifter Technik lange Zeit schlechte Ergebnisse und riefen nicht nur bei Kaffeeprofis exzessives Naserümpfen hervor. Seit ihrer Erfindung in den 1960ern stolperte die Kaffeemaschine einen langen holprigen Weg entlang mit wenigen technischen Neuerungen. Das hat sich erst in den letzten – etwa zehn – Jahren geändert, sodass es heute immer mehr Geräte gibt, die guten bis sehr guten Kaffee machen. Der Maßstab für ihre technische Optimierung ist der professionelle Aufguss von Hand, der so gut wie möglich imitiert werden soll.

Der Grund: beim Brühprozess von Hand kann der Barista alle wichtigen Faktoren maximal beeinflussen für maximal aromatischen Geschmack. „Die Technik ist bei manchen Maschinen mittlerweile so fortgeschritten, dass selbst fruchtige Noten zu schmecken sind, die lange Zeit nur bei Handfilterkaffee herausgearbeitet werden konnten“, befindet Michael Eckel, Leiter der Kaffee Academy. Jedoch: Maschine ist nicht gleich Maschine. Im Grunde sind es 7 Dinge, die darüber entscheiden, ob eine Kaffeemaschine taugt oder nicht. Hier folgt unsere Checkliste für eine Orientierung:

 

Die Temperatur

Filterkaffeemaschine Moccamaster mit offenem Heizstabelement

 

Für ein gutes aromatisches Ergebnis ist es wichtig, dass das Wasser weder zu heiß noch zu kalt ist. Der Korridor ist sogar ziemlich schmal: die Temperatur sollte zwischen 92 und 96°C liegen. Die Extraktion von Kaffee, also seine geschmackliche Entfaltung, durchläuft eine bestimmte Kurve. Zuerst lösen sich die Säuren aus dem Kaffeepulver, es folgen kaffeeeigene Aromen, Zucker und schließlich Bitterstoffe. Bei zu kaltem Wasser bleibt die Extraktion bei den Säuren hängen, bei zu heißem Wasser wird sie stark beschleunigt, sodass der Kaffee bitter wird.

Für die perfekte Punktlandung auf dieser Kurve sollte das Wasser ideal und auch konstant heiß sein. Deshalb sollten Sie einen Blick darauf werfen, wie die Filterkaffeemaschine das Wasser erhitzt. Einige Modelle erhitzen es schrittweise und geben es zu früh frei, sodass es zu größeren Temperaturschwankungen kommen kann mit entsprechend enttäuschendem Ergebnis.

 

Das Aufgießen

Bei diesem Punkt war der technische Hund am längsten begraben. Während der Barista das Wasser kreisförmig eingießen und damit das gesamte Kaffeepulver gleichmäßig erreichen kann, spuckten viele Maschinen das Wasser durch einen einzelnen Strahl in das Pulver, direkt in die Mitte. Die Folge: nur ein Teil des Kaffeepulvers wird erreicht, das Aroma kann sich nicht vollständig entfalten.

Die niederländische Firma Technivorm war sich dieses Problems als erstes bewusst. Sie leistete Pionierarbeit, als sie bereits 1968 die in der Kaffeewelt hinreichend bekannte Maschine Moccamaster erfand, die noch heute bei allen Tests herausragend abschneidet.

Filterkaffeemaschine Moccamaster in Nahaufnahme

Ihr womöglich innovativstes Merkmal ist der 9-Loch-Wasserdurchlauf, bei dem das Wasser aus neun Ventilen tritt und mehr Kaffeepulver gleichmäßiger erreicht. Dieses Prinzip findet man zunehmend bei Modellen anderer Hersteller umgesetzt, z.T. sehen die Wasserdurchläufe aus wie kleine Duschköpfe. Manche Marken setzen auf eine andere Lösung. Sie imitieren die schwenkende Gießbewegung der Baristahand durch einen Wasserauslauf, der über dem Filter rotiert.

Maschinen, die diese Feinheit des Brühvorgangs im Blick haben, können im Grunde sogar das sog. Blooming imitieren, wie z.B. ein Modell von der Firma BEEM. Beim Blooming benetzt der Barista beim Handfilteraufguss das Kaffeepulver mit dem ersten Schwall Wasser und wartet dann 30 sek, um das Pulver optimal auf die Extraktion vorzubereiten. „Einige Kaffeemaschinen – und das sind eben meistens auch solche mit rotierenden oder mehrventiligen Ausläufen – bringen das Wasser am Anfang verzögert aus, um das Blooming zu imitieren. Bei einigen kann dieser Schritt sogar mit der sog. Preinfusion-Funktion eingestellt werden“, erklärt Michael Eckel.

Filterkaffeemaschine BEEM

Die Gesamtbrühzeit

Das Gros der Filterkaffeemaschinen bereitet Kaffee zu für eine Kanne von 1,2l. Für dieses Volumen liegt die Gesamtbrühzeit idealerweise zwischen 6 und 8 Minuten. Wird Kaffee in halber Menge zubereitet, ändert sich logischerweise zwar die Menge in der Kanne, die Brühzeit sollte sich jedoch nur geringfügig ändern. Als Richtwert gelten 4 bis 6 Minuten. Je weniger Pulver, desto langsamer sollte das Wasser durchlaufen, um aus dem wenigen Pulver so viel wie möglich zu extrahieren.

Einige Hersteller setzen bei der Gesamtbrühzeit mit der sog. „Aroma-Funktion“ an. Sie reguliert die Durchlaufgeschwindigkeit des Wassers und führt zu unterschiedlichen Geschmacksergebnissen. Diese Funktion gehe schon in Richtung Experten-Schiene, sagt Michael Eckel. „Tatsächlich kann eine schnellere Durchlaufzeit z.B. durchaus süßeren Kaffee ergeben. Der Brühvorgang durchläuft die Extraktionskurve nur bis zum Punkt, an dem sich die Zuckermoleküle lösen“, erklärt er.

Um diese Funktion wirklich ausschöpfen zu können, solle man sich mit genügend Zeit an sie herantasten und ausprobieren, rät er. Sinnvoll kann sie auch dann sein, wenn nur die Hälfte der Menge zubereitet werden soll, jedoch keine „Halbvoll-Funktion“ vorhanden ist.

 

Warmhalteplatte vs. Thermoskanne

Dieser Teil der Filterkaffeemaschine ist ein Problem in sich selbst. Wenn Kaffee in die kalte Glaskanne tropft, wird er schnell abkühlen, sodass eine Warmhalteplatte auf den ersten Blick sinnvoll erscheinen mag. Der Knackpunkt ist jedoch, dass die Glaskanne meistens nicht nur als Zubereitungs- sondern auch als Aufbewahrungsgefäß für Kaffee genutzt wird. Meistens bleibt die Glaskanne auf der Warmhalteplatte stehen, damit man auch in 20 min noch heißen Kaffee hat. Während dieser Zeit absolviert der Kaffee jedoch wegen der starken Hitze der Platte die Extraktionskurve weiter bis zum Schluss, an dem die Bitterstoffe gelöst werden. Die Folge: der Kaffee ist dann zwar noch schön warm, zwangsweise aber auch schön bitter.

Frauenhand giesst Kaffee aus Glaskanne in eine Tasse

Auf dieses Problem haben einige Hersteller reagiert, indem sie die Hitze der Warmhalteplatte reduziert haben. Sie sollte bis max. 85°C erhitzen. Unsere Empfehlung: selbst dann sollte der Kaffee nicht länger als 30min auf der Platte stehen. Wiederum andere Filterkaffeemaschinen umschiffen dieses Problem, indem sie die Glas- gegen eine Thermoskanne tauschen, die den Kaffee ohne weitere Hitze warmhält.

Glaskanne mit Trichter giesst Kaffee in Becher

Unser Tipp für alle, die eine Maschine mit Glaskanne haben oder sich dafür entscheiden: Glaskanne zuerst heiß ausspülen und Kaffee in eine Thermoskanne umfüllen – oder am besten gleich trinken. Apropos Glaskanne: „Achten Sie darauf, dass die Kanne einen in den Deckel integrierten Trichter hat. In jedem Tropfen Kaffee steckt ein Anteil von Ölen, die sich wie alle anderen Fette an der Oberfläche absetzen. Der Trichter führt die Tropfen nach unten und sorgt so dafür, dass sich die Öle im Kaffee gleichmäßiger verteilen für ein aromatisch besseres Ergebnis“, erklärt Michael Eckel.

 

Die Kaffeemenge

Moccamaster Neunloch Ventil 3 1 - 7 Dinge, auf die Sie bei einer Filterkaffeemaschine achten sollten

Beim Kauf einer Kaffeemaschine lohnt sich im Vorfeld die Überlegung, wieviel Kaffee im Haushalt gebraucht wird. Die gebräuchlichste Menge, die Kaffeemaschinen herstellen, liegt bei 1,2l. Bei kleineren Füllmengen, die in Geräten zubereitet werden, die eigentlich für größere Mengen gedacht sind, wird das Ergebnis meistens nicht so, wie man es sich wünscht.

„Halbe-Kannen-Funktionen“ oder ersatzweise „Aroma-Funktionen“, die die Durchlaufzeit des Wassers für kleinere Mengen ändern, können zwar helfen, meistens muss man aber mindestens noch nachrechnen, wieviel Kaffeepulver nötig ist auf die entsprechende Wassermenge, da die Maschinen so gut wie immer das gesamte Wasser im Tank verwenden. Doch auch in diesem Punkt geht der Trend hin zur service-orientierten Kaffeemaschine: so errechnet ein Modell der Firma BEEM bereits mit Hilfe einer integrierten Waage die benötigte Wassermenge, sobald das Kaffeepulver eingefüllt ist.

 

Der Komfort

Erkennbare Füllskala: In Sachen leichter Handhabung gibt es heute eine Menge Maschinen, die so viel Information wie möglich an die Hand geben für eine bedarfsgerechte Zubereitung. So haben Glaskannen z.B. den Vorteil, dass sie mit einer Füllskala mit genauer Tasseneinteilung versehen sind, um das Verhältnis Wasser und Kaffeepulver aufeinander abzustimmen. Bei Geräten mit Thermoskannen halten gute Hersteller diese Information an anderer Stelle bereit.

Wasserbehaelter einer Filterkaffeemaschine mit Wasser

Abnehmbare Teile: Pluspunkte können Maschinen sammeln durch möglichst viele abnehmbare Teile, z.B. Wassertank und Filter. So gestalten sich Kaffeesatz-Entsorgung, Anfeuchten und Spülen des Filterhalters und v.a. Reinigung bequemer. Generell ist bei einer Filterkaffeemaschine weniger Reinigung nötig als bei einem Vollautomaten. Unser Tipp: bei Modellen mit Thermoskannen drauf achten, dass die Kannenöffnung groß genug ist für eine bequeme Reinigung.

Timerfunktion & Uhranzeige: Maximalen Komfort für alle, die sich z.B. am Morgen gerne von frischem Kaffeeduft wecken lassen, bieten Maschinen mit Timerfunktionen. Zur gewünschten Zeit schaltet sich die Maschine von selbst ein. Kaffee, Filterpapier und Wasser müssen jedoch bereits vorher eingefüllt sein. Das wiederum bedeutet: das Wasser ist nicht mehr frisch und der Kaffee verströmt seine Aromen, sodass man sich den Morgenkaffee dann doch lieber am Café an der Ecke holt. Kaffeemaschinen mit integriertem Mahlwerk lösen zumindest eines dieser Probleme, die sind jedoch sehr teuer und erfordern mehr Reinigung.

Reinigungsfunktionen: Generell ist bei einer Filterkaffeemaschine weniger Reinigung nötig als bei einem Vollautomaten. Als Faustregel gilt: ca. alle 100 Brühvorgänge sollte eine Entkalkung stattfinden. Wohnen Sie in einer Region mit kalkhaltigerem Wasser, dann eventuell etwas früher. Klare Anzeichen für eine fällige Entkalkung sind: lautere Geräusche während des Brühens, Eintrübungen im Wasserbehälter, ein anderer Geschmack und ein längerer Brühvorgang. Einige Maschinen haben mittlerweile eine Funktion, die anzeigt, wann es so weit ist.

 

Die Langlebigkeit

Silhuette handmade - 7 Dinge, auf die Sie bei einer Filterkaffeemaschine achten sollten

Grundsätzlich gilt: werfen Sie einen Blick auf die Verarbeitung der Filterkaffeemaschine. Sieht sie nicht nur schick aus, sondern steht sie auch solide auf dem Tisch? Sind die Teile aus hochwertigem oder billigem Kunststoff, oder im Idealfall aus stabilen Materialien wie Edelstahl oder Glas? Sind die Teile gut miteinander verbaut? Rastet alles ordentlich ein oder rutscht der Filter leicht aus der Halterung? Und: gibt es Ersatzteile? Wir haben die Erfahrung gemacht: je billiger eine Maschine desto schlechter. Langlebige und gute Begleiter für Ihre Kaffeeküche gibt es ab 100 Euro aufwärts. Zudem werden Hersteller guter Modelle immer eine großzügige Garantie auf das Gerät geben.

 

Der Stromverbrauch

Nachhaltigkeit ist ein wichtiges Thema. Daher lohnt sich bei Geräten immer der Blick auf den Stromverbrauch. Maschinen mit viel technischem Schnickschnack haben einen entsprechend höheren Verbrauch als andere. Unser Tipp: Geräte, die an der Steckdose hängen, egal welche, ziehen immer Strom, egal ob an, aus oder auf Standby. Maschine daher immer ausstecken, um nicht unnötig Strom zu verbrauchen.

 

 

Wo Sie gute Filterkaffeemaschinen finden

Unsere Checkliste führt die wichtigsten Punkte auf, die eine Maschine im Idealfall erfüllt. Es gibt jedoch kaum eine, die hinter alle Kriterien einen Haken setzen kann, und am Ende ist es auch eine Preisfrage. Deshalb raten wir Ihnen: entscheiden Sie, welche Punkte Priorität für Sie haben und prüfen Sie die Maschine dahingehend auf Herz und Nieren.

SCaa - 7 Dinge, auf die Sie bei einer Filterkaffeemaschine achten sollten

Konkrete Empfehlungen zu Filterkaffeemaschinen bietet das European Coffee Brewing Centre (ECBC). Es ist ein Kaffeeinstitut in Oslo, das seit 1971 nichts anderes macht als Kaffeemaschinen auf ihre Qualität hin zu testen. Hersteller, die etwas auf sich halten, senden ihre Geräte dort hin, um sie eingehend prüfen zu lassen. Filterkaffeemaschinen, die diesen Check bestehen, erhalten das Siegel des ECBC, das tatsächlich aussagekräftig ist und ein Qualitätsmerkmal darstellt. Auf der Seite www.ecbc.no finden Sie eine Liste aller Kaffeemaschinen, die dieses Siegel führen dürfen.