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Wie ich Ihnen in der letzten Ausgabe der ‘Kaffeelust’ versprochen habe, möchte ich Ihnen heute unser Projekt ‘Coffee Cherry Tea – Peru’ vorstellen.

Ist es möglich aus den anfallenden Fruchtbestandteilen bei der Kaffeeernte ein hochwertiges Lebensmittel zu gewinnen und dadurch die Wertschöpfung für die Farmer signifikant zu erhöhen?

Nach kurzer Überlegung und längeren Diskussionen kamen wir zu der Überzeugung, dass es in der Tat möglich sein sollte – mit Cascara; auch Kaffeekirschentee oder Kaffeeschalentee genannt. Das Entwicklungsprojekt: “Coffee Cherry Tea – Peru” war geboren.

Die Idee

Auf der Farm der Asociación Miguel Grau, Produzent des Spezialitätenkaffees “Pacha Mama”, begann man in der vorletzten Erntesaison mit dem Vorhaben, qualitativ hochwertigen Kaffeekirschentee, so genannten Cascara, zu produzieren. Nach dem “Trial and Error”-Prinzip wurden dabei unterschiedlichste Formen und Stufen der Aufbereitung ausprobiert, Erfahrungen ausgewertet, Fehler analysiert und in Brainstormings mit allen Beteiligten neue Lösungen gesucht. Das Projekt basiert auf dem Forschergeist und dem Wissen der Agraringenieure und Kaffeebauern vor Ort. Hinzu kommen Kreativität, Neugier, Begeisterung, Mut und Risikobereitschaft sowie die richtigen Partner. Diese fand Michael Scherff, Manager der Asociación, in seinem Vertriebspartner Walter Knauer und in meiner Person als Inhaber der Murnauer Kaffeerösterei.

Gemeinsam wurde nun ein Konzept entwickelt, um den Herstellungsprozess von Cascara so zu modifizieren, dass einerseits die Qualität des Produktes erhöht und andererseits ein höherer Erlös erzielt werden kann. Dabei bleiben ökologischer Anbau und Pflege der Kaffeesträucher fast gleich, lediglich das Ernteergebnis der bestehenden Kaffeepflanzen wird gesteigert, da sowohl das Fruchtfleisch (Cascara) als auch der Kern (Kaffee) der Kaffeekirsche zu Produkten verarbeitet werden. Die Wirtschaftlichkeit der Kaffeepflanze wird also gesteigert. Dadurch verbessert sich die Produktivität substanziell und führt zu erhöhtem Umsatz und Ertrag. Am Ende des Tages wird so die Einkommenssituation der Bauern deutlich verbessert.

Die Kooperation

Nach kurzer Zeit war eine deutliche Verbesserung der sozialen Gerechtigkeit und des Einkommens der Bauern vor Ort festzustellen. Und so konnten wir bald das Interesse der GIZ, der Gesellschaft für internationale Zusammenarbeit, wecken. Man bot uns Unterstützung an, wofür jedoch auch noch einige Rahmenbedingungen erfüllt werden mussten. So wurde vereinbart, nicht nur die eigene Produktion zu optimieren und auszubauen, sondern das Wissen, die Erfahrungen und Erkenntnisse der landwirtschaftlichen Forschung so zusammenzufassen und aufzubereiten, dass sie in ganz Peru weitergegeben werden können. Dafür werden unsere Agraringenieure die Ingenieure anderer Farmen ausbilden. Diese wiederum sollen ihr Wissen an die Bauern ihrer Kaffeefarmen und an weitere Kooperativen weitergeben. Dazu werden spezielle Handbücher entwickelt. Außerdem wurde vereinbart, die Produktion und den Verkauf von Cascara der Associación Miguel Grau auf 25 Tonnen auszubauen.

Das Projekt

Die einzelnen Etappen sind als sogenannte Milestones im Vertrag des Entwicklungsprojekts “Coffee Cherry Tea – Peru” mit festen Terminen festgehalten. Am 1.12.2016 war der offizielle ausgeschriebene Start des Projektes in Deutschland. Im Januar diesen Jahres folgte der offizielle Start in Peru. Mit einem Förderzeitraum von drei Jahren läuft das Programm nun bis zum 30. November 2019.

Prinzipiell geht es innerhalb des Projekts um drei Schwerpunkte, die auch in jeweils einem Handbuch zusammengefasst werden. Im Ersten werden alle Erkenntnisse rund um den Erntevorgang der Kaffeekirschen nebst der Aufbereitung der Kaffeekirschen festgehalten. Das zweite Handbuch wird sich mit dem Bau von Trockenbetten, den sogenannten African Beds und dem Trocknungsprozess der Cascara beschäftigen, während die Vermarktung zentraler Inhalt des dritten Handbuches sein wird.

Ziel des Projektes ist in erster Linie die Unterstützung einer qualitativ hochwertigen Landwirtschaft. Dafür werden mögliche Faktoren ermittelt, welche die Qualität des Kaffeekirschentees beeinflussen können. Das sind in erster Linie Varietät, Bodenbeschaffenheit, Mineralienzufuhr, und – last but not least – die optimale Aufbereitung. Außerdem soll getestet werden, wie sich die Geschmackskomponenten im Verhältnis zum Reifegrad der Kirschen verhalten. Es gilt, herauszufinden. wann der richtige Zeitpunkt für die Ernte erreicht ist, wann die Kaffeekirschen reif genug für die gewünschte Süße sind. Können die Kaffeekirschen für den Tee und für den Kaffee einer Varietät mit hoher Qualität gleichzeitig geerntet werden? Welche Faktoren beeinflussen darüber hinaus noch Qualität und Geschmack?

Die Optimierung der Aufbereitungsmethoden ist ein weiterer Schwerpunkt des Projekts. Hierbei geht es insbesondere um Sparsamkeit und Nachhaltigkeit im Verbrauch und Umgang mit den Ressourcen. Besonderes Augenmerk gilt dabei dem Rohstoff Wasser, welches für die Aufbereitung bisher schon eine wesentliche Rolle spielt. Das verwendete Wasser muss nach der Aufbereitung gereinigt werden, da der Zucker, der aus den Kaffeekirschen ausgewaschen wird, den Boden auf Dauer schädigt. Zum anderen will und muss man bei der Wahl der Aufbereitungsmethode auch den Platz der Bauern berücksichtigen der Ihnen vor Ort zur Verfügung steht. Und in jeder Hinsicht gilt es natürlich, die besten Prozesse für das beste Produkt zu definieren.

Die Beteiligten

Die GIZ Deutschland unterstützt das Projekt “Coffee Cherry Tea – Peru” und arbeitet zusammen mit der GIZ Peru. (GIZ: Gesellschaft für internationale Zusammenarbeit)

Die Verantwortung in Deutschland liegt in den Händen der Murnauer Kaffeerösterei. Diese hat zusammen mit Knauer & Knauer hierfür eine Arbeitsgemeinschaft gegründet.

Für die Umsetzung des Projektes in Peru wiederum ist die Asociación Miguel Grau verantwortlich. Michael Scherff ist als Manager für das Projekt verantwortlich. Die operative Projektleitung übernimmt David Fundes und kümmert sich um die Koordination der Prozesse vor Ort. Durch seine berufliche Funktion als Leiter der Dachorganisation von Kooperativen – “Coffee & Cacao”, kann David Fundes umfangreiche Erfahrungen in das Projekt einbringen. Getragen und vorangetrieben wird das Projekt von einigen engagierten Vorreitern der Asociación. Bisher arbeiten drei Agraringenieure und drei Bauern der Asociación gemeinsam an diesem Projekt. Darüber hinaus ist geplant, weitere Spezialisten aus Mittelamerika für das Projekt zu gewinnen.